Ronald Binge

KomponistRonald Binge

Ronald Binge war weit mehr als der Mann hinter Mantovani: ein Komponist mit feinem Gespür für musikalische Atmosphäre und Struktur. Werke wie "Elizabethan Serenade" oder "Sailing By" zeigen seine Fähigkeit, zugängliche Melodien mit technischer Raffinesse zu verbinden – und machten ihn zu einer prägenden Figur der britischen Musik des 20. Jahrhunderts.

Ronald BingeFoto: The Singularity/stock.adobe.com/generated with AI

Frühes Leben & musikalische Prägung

Ronald „Ronnie“ Binge wurde am 15. Juli 1910 in Derby geboren, als ältestes von drei Kindern. Sein Vater, ein Pianist, verstarb 1920 infolge seiner Kriegsverletzungen, sodass die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Die Großmutter ermöglichte ihm dennoch den Eintritt als Chorjunge in St Andrew’s Church. Der dortige Organist William James Baker vermittelte ihm nicht nur Klaviertechnik, sondern auch seine erste musikalische Inspiration – eine Ausbildung, die Binge über späteren privaten Klavier- und Harmonielehrer weiterführte.

Mit 17 Jahren trat er seine erste bezahlte Anstellung als Kino‑Organist an: eine Schule im Improvisieren, orchestraler Vielseitigkeit und virtuoser Notenwiedergabe, die sein späteres Orchesterverständnis tief prägte.

Orchestertätigkeit & Royal Air Force

1931 zog es Binge an die Ostküste Englands nach Great Yarmouth. In den Sommern spielte er als Pianist und später Akkordeonist in Strandorchestern – auch in teils selbst improvisierten Ensembles. Ein Feuer auf der Konzertpier zerstörte 1933 fast alle Instrumente, doch die Strandgemeinde finanzierte Ersatz – nur nicht für Binge, der sich sein erstes Akkordeon selbst finanzieren musste.

Seine Karriere nahm Fahrt auf, als er 1935 Mantovanis Tipica Orchestra als Arrangeur beitrat. Diese Zusammenarbeit legte den Grundstein für Mantovanis ikonischen Sound.

1940 trat Binge der RAF bei und arbeitete zunächst in einem Schwarzpooler Luftwaffenorchester unter Sidney Torch. Er gründete einen Soldatenchor, schrieb „Spitfire“ und lernte Deutsch – später entscheidend für erfolgreiche Tätigkeiten in Deutschland.

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„Cascading strings“ und der große Durchbruch

1945 kehrte er zurück zur Musikbranche. 1951 erhielt er von Decca freie Hand, beim Mantovani-Orchester ein neues Klangbild zu formen. Ausgelöst durch seine Faszination für Monteverdi und Kathedralakusteik entwickelte er die Technik der „cascading strings“ – bei der mehrere Streichgruppen leicht zeitversetzt ineinandergreifen, um künstlich die Hall-Resonanzen einer Kathedrale zu simulieren

Unsterbliche Kompositionen

„Elizabethan Serenade“ (1951) – ursprünglich „Andante cantabile“, dann umbenannt mit Blick auf die neue Ära Elisabeth II. Der leicht tänzerische, kammermusikalische Stil mit alternierenden Melodien brachte Binge 1957 den Ivor Novello Award ein

„Sailing By“ (1963) – seit 1963 das Abschiedsstück der BBC Shipping Forecast, symbolisch für Ruhe und maritimen Charme. 1993 abgesetzt, nach Protesten 1995 wieder integriert

Weitere Highlights: Miss Melanie, The Watermill (bekannt aus „The Secret Garden“), Concerto for Alto Saxophone, Saturday Symphony (1966–68, großes Orchesterwerk), Vice Versa und Upside/Downside – geniale musikalische Palindrome.



Film‑ & TV‑Arbeit & Spätwerk

Binge komponierte über 50 Filmmusiken – darunter Desperate Moment, The Runaway Bus, Our Girl Friday – und war für Bibliotheksmusik aktiv, etwa Sailing By.

Seine Saturday Symphony, ein vier­sätziges Werk für großes Orchester und selbst dirigiert, wurde u.a. vom Süddeutschen Rundfunk aufgenommen und demonstrierte, dass Binge mehr als „leichte“ Musik schreiben konnte – er zitierte sogar Prokofjew, Shostakovich und Vaughan Williams .

Persönlichkeit & Leben

Nach dem Krieg heiratete er 1945 Vera Simmons – das Paar bildete ein effektives Team: sie managte seine Geschäfte, er die Musik. Gemeinsam lebten sie in Purley bei London. Binge war bekannt als bescheiden, freundlich und musikalisch neugierig – ein Mann, der sein Handwerk liebte, aber nie stuck auf Ruhm war.

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Bedeutung & bleibendes Erbe

  • Technisches Genie: Die Entwicklung der „cascading strings“ wurde zum prägenden Stilmittel der Light-Music und beeinflusste spätere Easy-Listening-Orchester
  • Vielfalt: Vom Pianisten, Organisten und Akkordeonisten bis hin zum Komponisten symphonischer Werke – Binge deckte ein beeindruckendes musikalisches Spektrum ab.
  • Kulturelle Ikonen: Melodien wie Elizabethan Serenade und Sailing By sind bis heute tief mit britischem Rundfunk und dem Soundbild der 1950er/60er verankert; die emotionale Kraft seiner Musik inspiriert noch heute Hörer und Musiker weltweit.

Fazit

Ronald Binge war weit mehr als der Mantovani-Klang-Erfinder: ein vielseitiger Musiker, technischer Visionär und Komponist von Melodien, die in Herz und Kultur verankert sind. Seine Fähigkeit, komplexe Technik mit eingängigen Melodien zu verbinden – gepaart mit einem unprätentiösen Naturell – macht ihn zu einer faszinierenden, zeitlosen Figur der 20. Jahrhundert-Musik.

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