Großartige Doku über Komponistin Dora Pejačević

Kroatin gehört in Klassik-KanonGroßartige Doku über Komponistin Dora Pejačević

98 Prozent aller Stücke, die bei Konzerten gespielt werden, stammen von Männern. Dabei gab und gibt es viele begabte Frauen.

Großartige Doku über Komponistin Dora PejačevićFoto: 2022 tvbmedia productions / docfilmpool - Berlin

Das konnte man schon in der wunderbaren Dokumentation „Komponistinnen“ sehen. 2018 hatten die Pianistin Kyra Steckeweh und der Filmemacher Tim van Beveren vier Frauen ein kleines filmisches Denkmal gesetzt: Fanny Hensel, Emilie Mayer, Mel Bonis und Lili Boulanger. Bei den Dreharbeiten waren sie auf eine weitere Komponistin gestoßen, von der beide vorher noch nie gehört hatten, nämlich auf die kroatische Komponistin Dora Pejačević - obwohl ihre Werke zu Lebzeiten in fast allen großen Spielstätten Europas aufgeführt wurden

Die kroatische Komponistin Dora Pejačević
Foto: 2022 tvbmedia productions / docfilmpool - Berlin

Vierjährige Spurensuche

Tim van Beveren und Kyra Steckeweh haben sich auf eine vierjährige Spurensuche begeben und dabei Überraschendes und Erhellendes herausgefunden über die Gräfin, die Kontakte zu Dichtern wie Karl Kraus und Rainer Maria Rilke pflegte. Und wunderschöne Musik komponiert hat, findet Kyra Steckeweh: „Das Besondere an ihrer Musik ist ihre Melodik, sie hat wunderbare Melodien geschrieben und auch wenn sie sich im Laufe ihres Lebens sehr weiterentwickelt hat, ist sie sich ihres romantischen Kerns treu geblieben“.

Gehört in den Klassik-Kanon

Bach oder Beethoven, Mozart oder Mahler, Händel oder Haydn. Wenn man auf den so genannten „Klassik-Kanon“ zu sprechen kommt, dann werden fast ausschließlich Männer genannt. Obwohl auch Dora Pejačevićs Musik unbedingt zum Repertoire klassischer Konzerte dazu gehören sollte, findet Kyra Steckeweh, denn ihre Werke seien denen von Gustav Mahler oder Richard Strauss absolut ebenbürtig.

Pianistin Kyra Steckeweh und Filmemacher Tim van Beveren
Foto: 2022 tvbmedia productions / docfilmpool - Berlin

Außergewöhnliche Frau

In ihrer vielschichtigen, interessanten und sehr inspirierenden Doku „Dora – Flucht in die Musik“ zeigen Steckeweh und van Beveren eine freiheitliebende, intelligente und begabte Frau, die sehr modern war. Sie haderte als Tochter einer Adelsfamilie oft mit ihrer Klasse und wollte sich von Konventionen wie der klassischen Frauenrolle nicht einengen lassen.

„Sie muss ein ganz außergewöhnlicher Mensch gewesen sein“, bilanziert Tim van Beveren die lange und intensive Zeit der Beschäftigung mit Dora Pejačević. „Sie war ihrer Zeit weit voraus und musikalisch und künstlerisch ist sie für mich absolut überzeugend; sie war sehr gebildet, sie ist viel gereist, sie hat mehrere Sprachen gesprochen, sie war in vielerlei Hinsicht herausragend für ihre Zeit.“

Filmplakat Dora - Flucht in die Musik
Foto: 2022 tvbmedia productions / docfilmpool - Berlin

Reflektiert und nachdenklich

Pianistin Kyra Steckeweh ist ebenfalls begeistert von ihrer Musik, aber auch ihrer vielschichtigen Persönlichkeit. „Ich lese aus ihrer Musik und auch aus ihren Briefen heraus, dass sie ein nachdenklicher Mensch gewesen ist. Sie hat sehr viel die damalige Zeit mit ihren Konventionen reflektiert, sie hat sich für Philosophie und Literatur interessiert und ganz viel aufgesogen und dann eben auch künstlerisch transformiert, in Werke gegossen“.

Filmtour & Konzert

„Dora – Flucht in die Musik“ läuft in ausgewählten Kinos in vielen deutschen Städten, eine genaue Übersicht finden Sie hier.  Außerdem wird Kyra Steckeweh einige Konzerte mit der wunderbaren Musik von Dora Pejačević spielen, u.a. am 25. März um 17 Uhr in Hamburg im Lichtwarksaal.

Am Donnerstag (09.03.) erzählen Kyra Steckeweh und Tim van Beveren mehr über diese zu Unrecht in Vergessenheit geratene Komponistin, ab 19 Uhr in unserer „Cinemashow“.

06.03.2023

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