Yann Tiersen

Komponist und MultiintrumentalistYann Tiersen

Yann Tiersen wurde mit dem Soundtrack zu „Die fabelhafte Welt der Amélie“ weltberühmt – doch seine Musik erzählt weit mehr als nur Kinogeschichten. Zwischen Klassik, Folk und Elektronik hat er einen unverwechselbaren Stil entwickelt, der berührt und überrascht. Dieser Text wirft einen Blick auf sein Leben, seine Einflüsse und den künstlerischen Weg eines stillen Visionärs.

Yann TiersenFoto: Andrés Ibarra/CC BY-SA 4.0

Yann Tiersen, geboren am 23. Juni 1970 im französischen Brest, zählt zu den eigenwilligsten und faszinierendsten Komponisten der Gegenwart. Weltweit bekannt wurde er durch den Soundtrack zu Jean-Pierre Jeunets Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (2001), der mit seinen zarten Melodien, dem verträumten Akkordeon und den verspielten Klavierstücken das französische Lebensgefühl einfing.

Doch Tiersens musikalische Karriere begann lange vor diesem Durchbruch. Bereits mit sechs Jahren erhielt er klassischen Musikunterricht in Violine und Klavier, studierte später am Musikkonservatorium in Rennes. In dieser Zeit prägten ihn Komponisten wie Erik Satie und Claude Debussy, deren Minimalismus und harmonische Feinfühligkeit in Tiersens Werk bis heute nachhallen. Auch deutsche Romantiker wie Schumann und Brahms übten stilistischen Einfluss auf ihn aus. Gleichzeitig zog es ihn zur Rockmusik und zur Punk-Szene – ein Gegensatz, den er zeitlebens kreativ in seiner Musik auflöste.

Yann Tiersen und Christophe Miossec
Foto: Nicolas Ollier/CC BY-SA 3.0
Yann Tiersen (hier zusammen mit dem Musiker Christophe Miossec)

Sein erstes Album "La Valse des monstres" erschien 1995, noch im Eigenverlag. Schon hier verband er klassische Instrumentierung – Klavier, Geige, Akkordeon – mit Loops und ungewöhnlichen Sounds wie Spielzeugpianos oder Schreibmaschinen. Es war diese eigenwillige Mischung aus Kammermusik, Chanson, Folk und Post-Rock, die ihn bald zu einem gefragten Filmkomponisten machte.Mit dem Amélie-Soundtrack, der größtenteils aus zuvor veröffentlichten Werken bestand, gelang ihm 2001 der internationale Durchbruch. Stücke wie "Comptine d’un autre été: L’après-midi" oder "La valse d’Amélie" wurden weltberühmt, liefen in Cafés, auf Hochzeiten, in Werbespots – und verhalfen Tiersen zu einem beinahe ikonischen Ruf als „poetischer Klangzauberer“.

Aufgrund Ihrer Consent Einstellungen können Sie dieses YouTube Video nicht sehen.
Einstellungen Ändern

Doch statt sich auf diesen Erfolg auszuruhen, schlug Tiersen neue Wege ein. Seine späteren Alben wie "Les Retrouvailles", "Dust Lane" oder "Skyline" sind experimenteller, elektronischer, oft düsterer. Er integrierte Elemente aus Ambient, Industrial, Post-Rock – ohne dabei seine melodische Handschrift zu verlieren. Auch seine Verbundenheit zur bretonischen Heimat spielt zunehmend eine Rolle, etwa in den Natur- und Sprachklang-orientierten Alben "EUSA"und "Kerber". Aber auch der Filmmusik blieb er treu und komponierte er auch den Soundtrack zum deutschen Erfolgsfilm „Goodbye Lenin“.



Tiersen ist kein klassischer Komponist im engeren Sinne, aber der Geist der Klassik – die emotionale Tiefe, die formale Disziplin, das Spiel mit Kontrasten – ist in seiner Musik stets präsent. Seine größten Vorbilder sind oft weniger andere Musiker als vielmehr Atmosphären, Orte, Erinnerungen.

Heute lebt Yann Tiersen mit seiner Familie auf der bretonischen Insel Ushant und widmet sich neben der Musik auch Umweltprojekten. Trotz weltweiten Erfolgs ist er sich selbst treu geblieben: ein leiser, kompromissloser Künstler, der Klanglandschaften erschafft, in denen sich Sehnsucht, Stille und Schönheit begegnen.

Holger Hermannsen / 19.06.2025

Genießen Sie unsere meistgehörten Musiksender

New Classics (New Classics)
Gute Laune Klassik
Klavier Meisterwerke Sender (Geige)
Best of Oper
Beruhigende Klassik (Gute Laune)