Debatte um Karajan und seine Nähe zum NS-Regime

Salzburg diskutiert über StraßennamenDebatte um Karajan und seine Nähe zum NS-Regime

Bei dem Namen Herbert von Karajan denken wir an einen der größten Dirigenten aller Zeiten, in Salzburg sorgt er für heftige Diskussionen.

Debatte um Karajan und seine Nähe zum NS-RegimeFoto: Siegfried Lauterwasser/ DG

In Salzburg ist eine große Debatte um Straßennamen entbrannt. Die Biografien von 66 Personen wurden genaustens hinsichtlich ihrer möglichen Verbindungen zum nationalsozialistischen Regime aufgearbeitet. Darunter auch Dirigent Herbert von Karajan, der sich als stark belastet herausstellte. 

Es ging nicht darum aufzuwiegen und zu verurteilen, sondern darum, die Verstrickung in das NS-Regime zu zeigen. Was haben diese Personen in der NS-Zeit gemacht.
Historiker und Leiter des Salzburger Landesarchivs Oskar Dohle

Prüfung nach festgelegten Kriterien

66 prominente Namensgeber wurden genau unter die Lupe genommen, dabei spielten für den neunköpfigen Historiker-Fachbeirat eine Reihe von Kriterien eine Rolle, wie etwa die Beteiligung an Kriegsverbrechen, Zerstörungen, Plünderungen, Arisierungen oder Kunstraub - und das nicht nur als handelnde Akteure, sondern auch als Nutznießer.

Ebenso die Propagierung der NS-Ideologien wie Antisemitismus und die Förderung des Regimes aus führenden Positionen heraus wurden genau beleuchtet, so wie das Verleugnen und Verharmlosen der NS-Verbrechen nach 1945 und schließlich der Umgang mit der eigenen Rolle in der NS-Zeit.

13 Personen mit gravierender Verbindung

Bei 13 Personen fiel das Urteil über die Verbindung zum NS-Regime als gravierend aus: bei Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche, Volkskundler und Obmann des Landestrachtenverbandes Kuno Brandauer, Musikschriftsteller und Mitbegründer der Salzburger Festspiele Heinrich Damisch, Schriftsteller und Maler Erich Landgrebe, Komponist und Dirigent Hans Pfitzner, Volksmusikant Tobias Reiser, bei den beiden Bildenden Künstlern Gustav Resatz und Josef Thorak, Domorganist und Mozarteums-Professor Franz Sauer, Musikwissenschafter und Universitätsprofessor Erich Schenk, Kunsthistoriker und Universitätsprofessor Hans Sedlmayr, Autor Karl Heinrich Waggerl und eben Dirigent Herbert von Karajan.

Der Bericht zeigt, dass es keinen Zweifel an den Fakten gibt. Nun muss die Politik bewerten, was haben diese 13 Menschen für die Stadt Salzburg nach 1945 noch geleistet. Das war nicht die Aufgabe des historischen Fachbeirats.
Vizebürgermeister Bernhard Auinger

Entscheidung im Herbst

Nun muss entschieden werden, ob ein Erläuterungsschild unter den Straßennamen ausreicht oder die Straßen umbenannt werden. 

Oskar Dohle, Historiker und Leiter des Salzburger Landesarchivs und Mitglied des Fachbeirats, merkt an, dass man nicht nur das Leben zwischen 1938 und 1945 beurteilen dürfe, sondern auch die Sozialisierung der Person und das Verhalten in der Zeit nach dem NS-Regime. Über jeden Namen soll im Herbst einzeln entschieden werden. 

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