Große Gefühle, große Klänge – wenn Videospielmusik auf Klassik trifft

Große Gefühle, große Klänge – wenn Videospielmusik auf Klassik trifft

Wer klassische Musik liebt, kennt den Zauber von Harmonien, Themenentwicklung und erzählerischer Tiefe – all das, was Musik weit über reine Unterhaltung hinaushebt. Doch was, wenn sich diese Qualitäten nicht nur in Beethoven und Debussy finden, sondern auch dort, wo man sie vielleicht nicht vermutet: in Videospielen?

Große Gefühle, große Klänge – wenn Videospielmusik auf Klassik trifftFoto: Safaruly/stock.adobe.com

Längst ist die Game-Musik aus der Ära der 8-Bit-Begrenzung herausgewachsen. Heute schreiben vielfach klassisch ausgebildete Komponisten opulente, tiefgreifende Soundtracks, die in Dramaturgie und Ausdruck oft an Programmmusik erinnern. Wer Musik hört, um sich Geschichten erzählen zu lassen, findet hier eine Schatzkammer voller ergreifender, wunderschöner Meisterwerke.

Hier sind fünf Soundtracks, die Klassik-Ohren öffnen könnten – nicht nur für ein neues Medium, sondern für ein ganzes musikalisches Universum:

Journey

Ein modernes Oratorium über das Unterwegssein

Kaum ein anderer Soundtrack hat die klassische Musikwelt so aufhorchen lassen wie der zu Journey. Die Partitur wurde als erstes Videospielwerk überhaupt für einen Grammy nominiert – in der Kategorie „Best Score Soundtrack for Visual Media“, neben Filmen und TV-Serien.

Wintory nutzt ein kleines Ensemble mit Solocello, Streichern und Harfe. Statt klarer Themen arbeitet er mit fließenden Übergängen, organischen Steigerungen – fast wie ein impressionistisches Gemälde. Wer Debussy oder Pärt liebt, findet hier einen modernen Seelenverwandten.

Wie es klingt: Debussys „La Mer“ trifft auf Arvo Pärt.

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Ori and the Blind Forest

Zwischen Märchen und Mahler

Gareth Cokers Musik ist ein emotionaler Paukenschlag. Sie begleitet eine märchenhafte Geschichte mit großer orchestraler Geste, aber auch mit ebenso viel Feingefühl. Immer wieder entstehen musikalische Bögen, die man eher aus dem spätromantischen Konzertsaal kennt als aus einem Actionspiel.

Coker setzt auf große Streicherflächen, Holzbläserfarben und Motiventwicklung – und erreicht eine Emotionalität, die weit über den Bildschirm hinaus wirkt. Die Musik wird heute regelmäßig in Klassik-Konzertreihen aufgeführt – und das völlig zu Recht.

Wie es klingt: Filmmusik à la John Williams mit einem Hauch von Mahler.

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Hollow Knight

Barocke Schattenwelten in Moll

Ein Spiel im Gothic-Stil – aber mit einem Soundtrack, der überrascht: Larkins Musik ist kammermusikalisch, melancholisch und oft streng in ihrer Struktur. Sie wirkt, als hätte sich ein junger Bach mit einem melancholischen Filmkomponisten zusammengetan.

Mit Streichquartett, düsteren Harmonien und klarer Form ist dieser Score weit mehr als bloße Atmosphäre. Wer klassische Musik und ihre moderne Variation schätzt, wird hier fündig.

Wie es klingt: Bach trifft auf Max Richter.

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The Last of Us Part II

Emotion durch Reduktion

Gustavo Santaolalla, zweifacher Oscarpreisträger, ist bekannt für seine Musik zu Babel oder Brokeback Mountain. Für The Last of Us komponiert er einen Soundtrack, der bewusst reduziert arbeitet: Gitarrenklänge, einfache Motive, viel Raum und Stille. Und doch ist jeder Ton bedeutungsvoll.

Diese Musik ist nicht einfach nur gefälliger Hintergrund, sie hat eine Aussage – über Verlust, Gewalt, Menschlichkeit. Es ist Programmmusik in Reinform: Musik als emotionaler Spiegel einer Welt, die man nicht nur spielt, sondern fühlt.

Wie es klingt: Schubert in der Wüste, Morricone auf Valium.

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Final Fantasy X

Die Klavierballade, die Millionen berührte

Nobuo Uematsu ist der große Romantiker der Videospielmusik. Seine Werke für die Final Fantasy-Reihe gehören längst zum Kanon – und „To Zanarkand“ ist vielleicht sein ergreifendstes Stück.

Eine schlichte Klaviermelodie, getragen, melancholisch, fast Chopin-artig – und doch eigenständig. Dieses Stück hat Generationen von Spielenden begleitet und berührt. Es ist ein perfektes Beispiel dafür, wie klassisch inspirierte Videospielmusik emotionaler Anker einer ganzen Geschichte sein kann.

Wie es klingt: Chopin trifft auf Ludovico Einaudi – mit Tiefe.

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All diese Werke stehen für eine wachsende Bewegung: Musik, die aus Spielen stammt, aber über sie hinauswächst. Wer klassische Musik liebt, wird hier vieles wiederfinden – die Kunst des Motivs, das Spiel mit Klangfarben, die emotionale Tiefe. Game-Musik ist nicht mehr nur ein Nebenschauplatz, sondern längst ein Teil der musikalischen Gegenwartskultur.

Holger Hermannsen / 20.06.2025

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