Mehr Diversität und Gleichberechtigung

Tanzausbildung im WandelMehr Diversität und Gleichberechtigung

Beim Symposium „Tanzausbildung im Wandel“ wurde ein neuer Kodex für eine menschlichere Tanzausbildung besprochen.

Mehr Diversität und GleichberechtigungFoto: Tanzausbildung im Wandel

Tanzausbildung im Wandel

Woran denken Sie, wenn Sie an Balletttänzerinnen und -tänzer denken? Vermutlich an grazile, leicht wie eine Feder wirkende Künstlerinnen und Künstler und ganz viel Disziplin. Beim klassischen Tanz denkt man nicht unbedingt an ein gesundes Körperbild und eine Ausbildung auf Augenhöhe. Das soll sich jetzt aber ändern. Deshalb hat am vergangenen Wochenende in München das Symposium „Tanzausbildung im Wandel“ stattgefunden. „Bei dem Symposium ging es um nicht weniger als eine Neuorientierung und eine Neuöffnung des Feldes professionelle Tanzausbildung“, erzählt Anna Beke, Dozentin an der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München und Teil des kuratorischen Leitungsteams der Tagung im Gespräch mit Klassik Radio.

Tradition und Innovation

Im Fokus des Symposiums standen vor allem die Punkte physische und psychische Gesundheit der Tänzerinnen und Tänzer und wie man dabei trotzdem die künstlerische Exzellenz und Wettbewerbsfähigkeit beibehalten kann. Ein weiterer wichtiger Punkt war die zukünftige Einhaltung ethischer Prinzipien sowie mehr Diversität. „Für uns war der gedankliche Austausch ganz zentral. Wie steht es heute um das Verhältnis Tradition und Innovation […] Wie können wir eine Jahrhunderte alte Kunstform bewahren und sie gleichzeitig in die Gegenwart und das 21. Jahrhundert überführen“, sagt Beke.

Team des Symposiums
Foto: Tanzausbildung im Wandel

Das Verhältnis zwischen Auszubildendem und Ausbilder

Ein großer Punkt der professionellen Ballettausbildung ist das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden. Dieses ist kaum auf Augenhöhe, es zählt vor allem Disziplin und Leistungsfähigkeit. Eine Stimme haben die Studierenden dabei meistens nicht, die Hauptsache ist, man ist gehorsam. Deshalb war es wichtig, dieses alte Meister-Schüler-Verhältnis zu hinterfragen, erzählt uns die Dozentin: „Dieses ist vor allem in der tradierten Ästhetik und Pädagogik der klassischen Ballettausbildung bis heute stark verankert ist. Was wir hingegen wollen, ist ein Unterricht als ein Austausch und Dialog zwei gleichberechtigter Partner auf Augenhöhe.“ Das Problem der fehlenden Gleichstellung endet meist nicht mit der Ausbildung, sondern zieht sich auch im Berufsfeld fort: „Das ist etwas, das sich auch vielfach in der Berufsrealität der Tänzer hält. Dort sind sie dann nicht mehr Material des Lehrers, sondern des Choreografen oder Direktoren […] Es gilt aber eigentlich den Menschen in den Vordergrund zu stellen.“

Stimmen der Studierenden

Aus diesen Gründen war es sehr wichtig, dass während des Symposiums besonders auch die Studierenden zu Wort kommen, ihre Erlebnisse und Wünsche zur Veränderung zum Ausdruck bringen zu können. „Eine Veränderung ist schon lange notwendig und an der Zeit […] Tanz und das Ballett muss eine Gegenwartskunst werden, auch in der Außenwirkung. Es gilt das Verhalten der Lehrenden und der Studierenden kritisch zu analysieren. Sehr fördernd war dabei, dass die Studierenden nach ihrer Meinung gefragt wurden […] Die Zeit ist reif und wir brauchen die Stimmen der Studierenden. Tänzerinnen und Tänzer fordern immer mehr Transparenz und faire Rahmenbedingungen“, bestärkt David Russo, ebenfalls Kurator der Tagung.

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Ein neuer Kodex

Während des Symposiums wurde ein neuer Kodex, der bereits seit Oktober 2022 eingesetzt wird, besprochen. Dabei sollen zum Beispiel auch Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler an den Akademien unterstützen, um den Tänzerinnen und Tänzern auch ein gesundes Körperbild vermitteln zu können. Die Zukunft des Balletts soll humaner, menschlicher werden und trotzdem die Kunst beibehalten, bestärkt Anna Beke: „Es geht nicht darum, die Kunstform des Balletts infrage zu stellen, sondern die Frage danach: Wie kann Exzellenz erreicht werden, ohne die psychische und physische Gesundheit der Tänzer zu riskieren.“

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