Besonderes Konzerterlebnis in 3D-Akustik

Durch die Ohren eines Avatars:Besonderes Konzerterlebnis in 3D-Akustik

"Das Unmögliche hören" - unter diesem Motto haben die Münchner Philharmoniker gemeinsam mit einer Software-Firma ein ganz besonderes Format entwickelt.

Besonderes Konzerterlebnis in 3D-Akustik Foto: Roman Job

Hören oder hören lassen

Ob im Kino, bei Computerspielen oder Stadtspaziergängen mit Virtual Reality Brille: 3D-Erlebnisse zum Sehen kennen wir. Was fürs Auge klappt, müsste doch auch fürs Ohr funktionieren – das hat sich die Software-Firma Brainlab gedacht und gemeinsam mit den Münchner Philharmonikern ein ganz besonderes Konzert auf die Beine gestellt: dabei trug das Publikum Kopfhörer: durch die hörte es die Musik durch die Ohren eines "Avatars" – in 3D-Qualität. Der "Avatar" war in diesem Fall Sound-Dramaturg Julian Kämper. "Ich stand stellvertretend für das Publikum auf der Bühne, mitten in der Musik, ich war rot gekleidet und man konnte mich verfolgen. Technisch kann man das schnell entzaubern: ich habe ein binaurales Mikrofon getragen und alles, was ich damit aufgezeichnet habe, wurde in Echtzeit per Funk auf die Kopfhörer des Publikums übertragen. So hat das Publikum in jedem Moment das gehört, was ich gehört habe."

Sound-Dramaturg Julian Kämper stand als roter "Avatar" auf der Bühne

Julian Kämper, Sound-Dramaturg, als roter
Foto: Roman Job

Ergebnis jahrelanger Arbeit

Ein ganz besonderes Konzert, dem jahrelange Arbeit voranging, erklärt Felix Kruis, ebenfalls Sound-Dramaturg des Projekts: "Julian Kämper und ich haben seit über drei Jahren das Feldforschungsprojekt "Sounddramaturgien". Bei dem geht es darum, einerseites teilweise wissenschaftlich, teilweise künstlerisch-praktisch alles über 3D-Audio in allen Sparten zu ergründen und zu gucken, was sind denn die dreidimensionalen Tools, die man braucht, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen." Davon gab es kaum etwas.

Dadurch, dass der Kopfhörer nun zum Rezeptionsstandart geworden ist. Ist es total leicht für jedermann, 3D über Kopfhörer zu hören.

Inspiration und Begeisterung

Durch das Konzert konnten die beiden Sounddramatiker nun das Ganze in einem größeren Experiment ausprobieren. Herausgekommen ist ein Event, dass das Publikum begeistert, erklärt Julian Kämper: "Es gab viele Leute, die gesagt haben, es war für sie das erste Mal, dass sie über Kopfhörer so eine dreidimensionale Klanglandschaft erlebt haben. Die den Kopf nach links und rechts gedreht haben, weil sie wirklich gedacht haben, da sei etwas in ihrer unmittelbaren Nähe, da klirre etwas oder der Schlagzeuger sei direkt rechts von ihnen. Das kam gut rüber und für viele war es auch spannend." So setzte das Publikum auch immer wieder die Kopfhörer ab, um die Klangerlebnisse miteinander zu vergleichen.

Man hört nicht, was man sieht

Auch zu Beginn des Konzerts gab es einen besonderne Clou: das Publikum sah auf großer Leinwand das Foyer und den Konzertsaal - vollkommen leer. Gleichzeitig hörte es über Kopfhörer die Geräusche und das Stimmengewirr der Räumlichkeiten bei voller Auslastung: Zuschauer, die ihre Mäntel an der Garderobe abgeben, noch ein Gläschen Sekt trinken, sich über das bevorstehende Konzert unterhalten, die Musiker, die sich einstimmen...so entstand eine beeindruckende Diskrepanz zwischen Hör- und Seherlebnis.

Publikum sitzt auf Balkonen rund um die tiefer liegende Bühne mti Musikern
Foto: Roman Job

Weitere Events geplant

Ein ganz besonderes Konzerterlebnis - und ein weiterer Schritt für die beiden Sounddramaturgen bei ihrem Feldstudien-Projekt. Sie sind schon dabei, weitere 3D-Audio-Erlebnisse zu planen.

Erhalten Sie Informationen aus erster HandBestellen Sie den Klassik Radio Newsletter

* Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis

Neueste Artikel

Hits, Herzklopfen und Weihnachtszauber: Bachs Oratorium begeistert seit 300 Jahren
Johann Sebastian Bach, Gemälde von Gebel

Hits, Herzklopfen und Weihnachtszauber: Bachs Oratorium begeistert seit 300 Jahren

Weihnachten ohne Musik von Bach? Kaum vorstellbar. Doch das Weihnachtsoratorium ist viel mehr als alte Kirchenmusik: ein clever komponiertes Meisterwerk, voller großer Gefühle, überraschender Momente – und ein echter Hit seiner Zeit. Erfahrt in diesem Artikel, wie Bach Geschichten erzählte, Melodien recycelte und ein Werk schuf, das bis heute verzaubert.

Vom Biedermeier zur großen Bühnenkunst - Wie „Hänsel und Gretel“ zur Weihnachtsoper wurde
Hänsel und Gretel Comicversion

Vom Biedermeier zur großen Bühnenkunst - Wie „Hänsel und Gretel“ zur Weihnachtsoper wurde

Bevor Engelbert Humperdinck Hänsel und Gretel zur berühmtesten Märchenoper der Musikgeschichte machte, war der Stoff bereits auf deutschen Bühnen zu Hause. Doch erst seine Version verwandelte das Grimmsche Märchen in ein Werk von zeitloser Tiefe. Warum gerade diese Oper überlebte, was sich über die Jahrzehnte verändert hat und wie Humperdinck sich sein Werk selbst dachte – ein Blick hinter die Kulissen und zu hören am 4. Advent bei Klassik Radio.

Neue Serie "MOZART/MOZART" zeigt die unbekannte Seite der Wunderkind-Geschichte
Frau im roten Kleid sitzt auf einem goldenen Flügel in prunkvollem Saal, Schriftzug "Mozart" im Hintergrund

Neue Serie "MOZART/MOZART" zeigt die unbekannte Seite der Wunderkind-Geschichte

Die neue ARD-Serie "MOZART/MOZART" erzählt die bekannte Geschichte der Mozarts noch einmal. Nur anders: Denn dieses Mal steht nicht Wolfgang Amadeus im Mittelpunkt, sondern die Frau, deren Talent sich hinter seinem Namen verstecken musste: Maria Anna Mozart, besser bekannt als Wolfgang Amadeus Schwester „Nannerl“.

Klassik Radio - Deutschland nationalKlassik Radio - Deutschland national